CSD 2024 - Pressemitteilungen

CSD-Botschafter:innen 2024

17. Juni 2024

Lesedauer: ca. 5 Minuten
Fotocollage von den CSD-Botschafter:innen 2024 Barbie Breakout und Max Rogall

In genau zwei Monaten ist CSD und wir dürfen euch heute endlich unsere diesjährigen Botschafter:innen vorstellen! 

Wir sind sehr stolz darauf, mit Barbie Breakout und Max Rogall zwei Persönlichkeiten an unserer Seite zu wissen, die nicht nur die queere Community inspirieren, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes dazu ermutigen, Barrieren abzubauen und Brücken zu bauen. Unser diesjähriges Motto „Wir wählen Vielfalt!“ könnte kaum besser repräsentiert werden. Herzlichen Dank an dieser Stelle unserer Community für all eure Botschafter:innen-Vorschläge, die uns erreicht haben!

Unsere beiden Botschafter:innen könnt ihr in diesem Jahr wie immer live bei der Kundgebung am 17. August 2024 auf dem Augustusplatz und auf der anschließenden Demo erleben.

Einen Vorgeschmack geben die beiden euch bereits in unseren nächsten Podcastfolgen im Juli und August. Los geht es am 6. Juli mit Max Rogall. Überall, wo es Podcasts gibt!

Foto von CSD-Botschafterin 2024 Barbie Breakout (Foto: Terry Withaker)
Foto: Terry Withaker

Barbie Breakout

Drag Queen, Aktivistin, Autorin, Moderatorin und Podcasterin

Bereits erfolgreich als Hair & MakeUp-Artist, startete sie zu Beginn der 2000er ihre zweite Karriere in Drag, machte Shows, schrieb Kolumnen und veröffentliche 2012 ihr erstes Buch.

Als Protest gegen queerfeindliche Übergriffe in Russland nähte sie sich 2013 vor laufender Kamera den Mund zu und wurde so über Nacht zu einer der wichtigsten queer-aktivistischen Stimmen Deutschlands.

Seit 2023 ist sie Host von „Drag Race Germany“, dem deutschen Ableger von RuPauls Erfolgsshow.

Barbies Grußwort zum CSD Leipzig 2024

Meine Lieben, auch wenn es uns manchmal komisch erscheint, zusammen zu feiern, wenn gefühlt die ganze Welt in Flammen steht, so ist es doch so wahnsinnig wichtig, dass wir nicht aufhören, uns Momente von queerer Freude zu schaffen, die wir gemeinsam erleben können, denn wir tanken ja auch auf, wir sehen uns reflektiert in den Personen um uns herum und verstehen, dass wir wirklich nicht alleine sind. Und so sind wir sichtbar; für die, die sich vielleicht noch nicht trauen, sich auch zu zeigen, die noch Angst haben, aber auch für die, die sich eine Welt ohne uns darin wünschen.

Und gerade dann, wenn uns von außen wieder die schlimmsten Sachen nachgesagt werden, um uns zu Feindbildern zu machen; wenn Politiker: innen auf dem Rücken von trans Menschen alte Ängste beschwören,  um die Wähler:innenschaft davon abzulenken, dass sie außer Feindbildbeschwörung nichts zu bieten haben; wenn Dragqueens plötzlich als Kindesgefährdung inszeniert werden; wenn auch in Europa Hetze im öffentlichen Diskurs akzeptabel erscheint und wenn eine Partei, die vielerorts schon als klar verfassungsfeindlich gilt, Rekordprognosen einfährt, gerade dann sind solche Events wie ein CSD so wichtig. Denn es geht ja nie nur ums Tanzen, sondern auch ums sich begegnen, es geht auch um das Erleben von Queer Joy, es geht um Inspiration, ums Bestärken, darum, dass wir uns austauschen, uns vernetzen, uns organisieren.

Und auch, wenn unsere Meinungen mal auseinandergehen sollten, ist unser Ziel doch das gleiche. Das müssen wir alle wieder lernen und üben: dass unser Kampf für eine gleichere Zukunft für alle wichtiger ist als unsere Unterschiede.

Wir müssen aufhören, uns weiter zu splitten und uns gegenseitig zu canceln, wenn wir irgendwas erreichen wollen. Die, die uns verbieten und einsperren wollen, die freuen sich, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen und marschieren im Stechschritt an uns vorbei, während wir mit Infighting beschäftigt sind.

Ein Wort noch an die, denen auch jetzt immer noch alles ständig zu politisch ist, die keinen Bock auf so ernste Worte haben und die außer tanzen und jemanden abschleppen wirklich nicht viel interessiert:

Seid froh, dass ihr heute all diese Privilegien habt. Dafür haben viele andere bitter kämpfen müssen. Und solche Privilegien muss man schützen! Indem man die Augen und Ohren aufmacht und realisiert, was gerade passiert. Indem man wählen geht.

Die Wahl in Sachsen steht vor der Tür. Das ist die nächste große Möglichkeit, ohne viel Anstrengung etwas zu tun, um diese Privilegien zu erhalten. Also nutzt eure Stimme auch! Und nein, es gibt für die meisten von uns keine perfekte Partei mehr, aber auch hier ist es wichtiger, uns auf die Gemeinsamkeiten zu konzentrieren, statt gar nicht zu wählen.

Rosa von Praunheim hat vor vielen Jahren mal gesagt: raus aus den Klappen, rein in die Straßen. Ich will heute sagen: raus aus der Bequemlichkeit, rein in die Straßen!

Ich spreche mich da selbst mit an. Wir haben es uns in unseren Privilegien zu gemütlich gemacht und tun uns jetzt schwer, dem Rechtsruck etwas entgegenzusetzen. Ich bin dankbar für die vielen Menschen, die auf Social Media Aufklärung betreiben und dort aktivistisch unterwegs sind. Doch sollte man ein paar Slides in den Insta-Stories nicht mit politischem Aktivismus verwechseln, und den braucht es jetzt von uns allen.

Wir müssen wieder organisierter werden, sperriger werden, unangenehmer werden, wenn wir was verändern wollen. Denn die, die uns abschaffen und verbieten wollen, die schlafen nicht. Die wissen auch ganz genau, welche Partei sie wählen und canceln sich auch nicht ständig gegenseitig.

Und auch an die nicht queeren Menschen hier im Raum: wir brauchen euch jetzt. Wir brauchen Allies, die in ihren Räumen, da wo wir nicht sind, den Mund aufmachen, wenn jemand etwas queerfeindliches sagt, die laut werden, wenn Vorurteile über uns verbreitet werden.

In diesem Sinne, meine lieben:

Lasst uns feiern und in all der queeren Freude baden, die der Pridemonth mit sich bringt, lasst uns unsere Batterien aufladen und dann gestärkt nach draußen gehen und weiter für unsere Rechte kämpfen.

Dankeschön.

Max Rogall

Queerer Aktivist und Content Creator

Seit 2022 veröffentlicht Max jeden Tag ein neues Video: Als @321maxx bringt er seiner Community queere News und Geschichte nahe, klärt über Begriffe und Zusammenhänge auf und entwaffnet queerfeindliche Aussagen. Mal als Erklärbär, mal als Beschwerbär schafft er einen wichtigen Gegenpol zur immer lauteren Queerfeindlichkeit in den sozialen Medien.

Außerdem war er 2021 Kandidat in der dritten Staffel der queeren Dating Show „Prince Charming“.

Max' Grußwort zum CSD Leipzig 2024

Liebes Leipzig – liebe Queers and Allies!

Ich freue mich sehr, dieses Jahr Botschafter für den CSD in Leipzig zu sein – denn gerade dieses Jahr brauchen wir den CSD mehr denn je. Ihr kennt mich vielleicht aus den Sozialen Medien oder aus dem Fernsehen, wo ich meine Plattform nutze, um laut gegen Queerfeindlichkeit zu sein. Leider ist das nur zu notwendig, denn wir merken es alle: Ablehnung und Hass gegen queere Menschen nehmen zu – und nicht nur online.

Antidemokratische Kräfte werden im ganzen Land stärker, und das äußert sich ganz konkret in Aggressionen uns queeren Menschen gegenüber. In der Politik, wo Unwahrheiten über uns verbreitet werden und wir als Feindbild dargestellt werden, und im Alltag, wo queerfeindliche Gewalt immer häufiger wird. Viele Menschen trauen sich deswegen gar nicht mehr, überhaupt zu CSDs zu kommen, weil sie genau davor Angst haben.

Danke, dass ihr trotzdem da seid. Danke, dass ihr laut und sichtbar seid. Denn diese Kräfte dürfen nicht gewinnen – wir lassen uns nicht zurückdrängen und nicht unsichtbar machen. Wir müssen diese menschenfeindliche Politik aufhalten, bevor es zu spät für unsere Demokratie ist und wir alle unsere hart erkämpften Rechte wieder verlieren.

Zwei Wochen nach dem CSD in Leipzig steht die Landtagswahl hier in Sachsen an. Und laut Umfragen wollen knapp ein Drittel der Menschen in diesem Bundesland eine Partei wählen, die gesichert rechtsextrem ist. Lasst uns dagegenhalten und bei der Wahl genau das zeigen, wofür wir auch am CSD stehen: Wir sind viele, wir sind bunt – und wir wählen Vielfalt!