Warum ein Preis?
Die Stonewall-Bewegung, in deren Tradition weltweit und auch in Leipzig seit Jahrzehnten queere Demonstrationen abgehalten werden, hätte es ohne mutige, engagierte Menschen nicht gegeben. Ebensowenig würde es ohne den tatkräftigen Einsatz von Organisationen und Einzelpersonen keine queeren Strukturen geben, wie wir sie heute auch in Leipzig haben. Leider wird dieses Engagement von unserer Gesellschaft viel zu selten wahrgenommen, geschweige denn ausgezeichnet. Daher wurden wir aktiv und haben anlässlich unseres 30. Jubiläums zum CSD 2022 den „CSD Leipzig Preis für queeres Engagement“ ins Leben gerufen.
An wen wird der Preis vergeben?
Ausgezeichnet werden soll ein Engagement für queere Menschen und/oder für deren Rechte. Im Fokus stehen dabei natürliche Personen und Organisationen mit Wirkungskreis in Leipzig und Umgebung. Im Fall von natürlichen Personen kann dies sowohl ein ehrenamtliches als auch ein hauptamtliches Engagement sein. Im ersten Jahr wurde der Preis sowohl an eine natürliche Person als auch an eine Organisation verliehen. In den Folgejahren wird er dann jährlich abwechselnd an eine natürliche Person oder an eine Organisation verliehen.
Wie werden die Preisträger:innen ausgewählt?
Der Preis wird vom Organisationsteam des CSD Leipzig verliehen. Die Beteiligung der queeren Community bei der Auswahl möglicher Kandidat:innen ist uns sehr wichtig. Deshalb rufen wir jedes Jahr dazu auf, Personen oder Organisationen für den Preis vorzuschlagen.Â
Im Anschluss wertet ein vom Organisationsteam bestimmtes Gremium die Vorschläge aus und schlägt dem Organisationsteam Preisträger:innen vor. Über diese wird dann im CSD-Plenum basisdemokratisch abgestimmt. Die Verleihung des Preises findet dann im Rahmen des Empfangs der Stadt Leipzig statt, der zusammen mit dem Hissen der Regenbogenfahne vor dem Neuen Rathaus, traditionell die CSD-Woche einläutet.
Statut zur Verleihung des „CSD Leipzig Preis für queeres Engagement“
1. Zweck der Verleihung
Die Stonewall-Bewegung, in deren Tradition weltweit und auch in Leipzig seit Jahrzehnten queere Demonstrationen abgehalten werden, hätte es ohne mutige, engagierte Menschen nicht gegeben. Ebensowenig würde es ohne den tatkräftigen Einsatz von Organisationen und Einzelpersonen keine queeren Strukturen geben, wie wir sie heute auch in Leipzig haben. Leider wird dieses Engagement von unserer Gesellschaft viel zu selten wahrgenommen, geschweige denn ausgezeichnet. Daher wurde der „CSD Leipzig Preis für queeres Engagement“ (Im Folgenden: „Preis“) ins Leben gerufen, welcher durch den CSD Leipzig e.V. verliehen wird. Mit ihm sollen besondere Leistungen für die queere Community ausgezeichnet werden.
2. Auswahlkriterien
Preisträger:innen können natürliche Personen und Organisationen (z.B. Vereine, Stiftungen, aber auch nicht-rechtsfähige Gruppierungen, wie z.B. lose Initiativen oder Aktionsbündnisse) sein, die sich in hervorragender Weise für queere Menschen und/oder deren Rechte eingesetzt haben. Die folgenden Kriterien sind zwingende Voraussetzung für die Vergabe des Preises:
- Ein Engagement für queere Menschen und/oder deren Rechte. Im Falle von natürlichen Personen kann das Engagement sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich sein.
- Ein Wirkungskreis des Engagements in Leipzig und Umgebung, wobei der Wirkungskreis auch bundesweit sein kann.
3. Wechselprinzip
Der Preis wird abwechselnd jährlich an eine natürliche Person oder an eine Organisation verliehen. Aus besonderem Anlass kann zusätzlich ein Sonderpreis verliehen werden. Die Verleihung eines Sonderpreises erfolgt unabhängig davon ob in dem jeweiligen Jahr eine natürliche Person oder eine Organisation mit dem regulären Jahrespreis ausgezeichnet wird.
4. Verfahren
Aus dem CSD-Plenum, dem basisdemokratischen Planungsgremium des CSD Leipzig, heraus wird unter Beteiligung der queeren Community (durch öffentlichen Aufruf, Vorschläge einzureichen) jährlich ein Vorschlag für eine/n Preisträger:in ausgewählt. Sofern die Auswahlkriterien erfüllt sind und die Interessen des CSD Leipzig e.V. dem Vorschlag des CSD-Plenum nicht entgegenstehen, ist der Vorstand des CSD Leipzig e.V. an den Vorschlag gebunden und wird der ausgewählten natürlichen Person oder Organisation den Preis verleihen. Andernfalls wird er das CSD-Plenum bitten, einen neuen Vorschlag zu erarbeiten. Die Verleihung des Preises erfolgt nach Möglichkeit im Rahmen der Programmwoche des CSD Leipzig.
5. Preisgeld / Preisobjekt
Der Preis wird mit einer Urkunde und, sofern es finanziell möglich ist, mit einem Preisobjekt überreicht. Der Preis ist nicht mit einem Preisgeld des CSD Leipzig e.V. verbunden, kann jedoch durch Sponsor:innen mit einem Preisgeld verbunden werden, welches diese unabhängig vom CSD Leipzig e.V. an die/den Preisträger:in auszahlen.
6. Aberkennung
Der CSD Leipzig e.V. behält sich vor, den Preis aus wichtigem Grund abzuerkennen. Ein solcher wichtiger Grund liegt vor, wenn das mit dem Preis geehrte Engagement der/des Preisträger:in aufgrund eines Verhaltens der/des Preisträger:in so negativ überlagert wird, dass sie/er der Ehrung mit dem Preis unwürdig ist. Dies ist insbesondere bei queerfeindlichem Verhalten der Fall. Wird der Preis aberkannt, sind die Urkunde und das Preisobjekt an den CSD Leipzig e.V. zurückzugeben. Über die Aberkennung entscheidet der Vorstand.
Beschlossen durch den Vorstand am 20. September 2023
Bisherige Preisträger:innen
2. CSD Leipzig Preis im Jahr 2023
Gerda Matzel
Seit vielen Jahren engagiert sich Gerda Matzel in Leipzig mit Herzblut für die queere Szene. Gerdas Wirkungsfeld ist vielfältig. So war Gerda bereits Mitglied im Vorstand des RosaLinde Leipzig e.V. und hat den Clearingstelle und Anonymer Behandlungsschein Leipzig e.V. mitbegründet. Das ist ein Verein, der eine Sozialberatung für Menschen anbietet, die derzeit keinen regulären Zugang zum Gesundheitssystem haben. Besonders geprägt hat Gerda Matzel die Medizin & die Pflege.
Als Gründer:in des Arbeitskreises „Queerer Ärzt*innen in Sachsen“ setzt Gerda im Bereich queerer Medizin und queerer Pflege Maßstäbe und reißt Mauern ein. Gerda fordert mehr Sichtbarkeit von queeren Menschen in der Ärzt:innenschaft und kämpft unermüdlich für einen LSBTI*-inklusiven Gesundheitsbereich. Dabei hält Gerda Matzel z.B. Vorlesungen für junge Mediziner:innen, um ihren Horizont zu erweitern. Nebenbei ist Gerda auch noch Mitglied im Transgender-Netzwerk des Uniklinikums Leipzig, einem Netzwerk aus Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Leipzig, welches trans* Menschen dabei hilft, ihr empfundenes Geschlecht und ihren Körper in Einklang zu bringen.
Foto: Mim Schneider
1. CSD Leipzig Preis im Jubiläumsjahr 2022
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des CSD Leipzig wurde der Preis in seinem ersten Jahr gleich zweimal verliehen.
Peter Thürer
Peter Thürer ist ein Urgestein der queeren Bewegung in Leipzig und der Aidshilfe Leipzig, für die er Jahrzehnte lang arbeitete. Der Sexualpädagoge und Berater für Familienplanung (M.A.) rief im Jahr 1992, zusammen mit anderen engagierten Menschen, den ersten Christopher Street Day in Leipzig ins Leben. Die folgenden 30 Jahre widmete Peter sein Leben mit Leidenschaft, Herz und Verstand Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft diskriminiert, stigmatisiert und ausgegrenzt wurden – weil Sie nicht in die „Norm“ passten oder weil sie sich mit einem Virus infizierten und dafür wie Aussätzige behandelt wurden. Er wurde nie müde für Gleichberechtigung und Respekt für alle Menschen, gleich welcher Lebens- oder Liebensweise, zu kämpfen. Im Jahr 2022 übernahm Peter anlässlich des 30. Jubiläums die Rolle des CSD-Botschafters.
Mehr zur Geschichte des Leipziger CSDs könnt ihr hier nachlesen oder ihr hört Peter dabei zu, wie er selbst davon berichtet, in unserem Podcast.
Queer Refugees Network (RosaLinde Leipzig e.V.)
Seit über drei Jahrzehnten ist der RosaLinde Leipzig e.V. ein Grundpfeiler queeren Engagements in Leipzig. Viele wichtige Projekte gingen aus ihm hervor, die zum Teil bis heute bestehen. Insbesondere die Arbeit des Queer Refugees Network Leipzig (QRN) bewegt uns sehr. Das Netzwerk leistet eine schwere, aber umso wichtigere Arbeit, die unzähligen vor Verfolgung, Tod und Krieg geflüchteten queeren Menschen geholfen und ihnen eine neue Perspektive in unserem Land gegeben hat. Das QRN gibt den Menschen eine Stimme, die von der Mehrheitsgesellschaft gleich mehrfach diskriminiert werden; nicht „nur“ wegen ihrer Sexualität oder ihres Geschlechts, sondern auch z.B. aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Sprache. Eine kräftezehrende Arbeit und doch werden die Mitarbeitenden des QRN nicht müde und gehen sie Tag für Tag wieder mit Elan und voller Kraft an.
Fotos: Tobias Möritz