Trauerräume

Wenn Menschen einen Verlust erleben ist Trauer die gesunde Reaktion, sie ist Lösung, nicht Problem. Trotzdem gehört Trauer immer noch einem Spektrum an Tabuthemen an und Trauernde sind oft unsichtbar im gesellschaftlichen Alltag.

Wo kann Trauer lebendig sein und wie wollen Menschen ihren Gefühlen nachgehen in einer leistungsorientierten und hoch funktionalen Gesellschaft? Wie kann ein ganz individueller Prozess ausreichend Sichtbarkeit erlangen und zu Verbindung und Verständnis, statt zu Vereinzelung und Isolation führen?

Dies sind nur einige Fragen, die das Programm „Trauerräume“ innerlich begleitet haben. Es geht auf Spurensuche nach unseren eigenen Räumen der Trauer, mit Ecken, Kurven und weiten Plätzen. Es stellt Fragen, erzählt Geschichten, die wahrhaftig sind und lässt durch die Verbindung von Musik, Texten und Figurenspiel Raum für ein ganz eigenes Erleben.

Dieses Konzert ist genau wie die Trauer selbst von den Akteur:innen nicht zu trennen. Es gibt keine typische oder passende Trauermusik, es gibt aber die, die Menschen wählen, weil sie sich in ihr aufgehoben fühlen. Wir haben vorrangig die des 19. Jahrhunderts gewählt, weil wir sie ehrlich mögen, gerne musizieren und in ihr viel Vertrauen liegt.

Unsere Figurenspielerin hat weißes Papier gewählt, weil es Freiheit gibt, viel verspricht und hält und uns ein Leben lang begleitet. Sei es der Spickzettel in der Schule, ein erster oder letzter Liebesbrief, die Anfänge von guten Geschichten, der schnell geschriebene Einkaufszettel oder das Taschentuch. Papier ist oft unbemerkt griffbereit, in unseren Händen Hosentaschen und nicht selten eine letzte Beigabe von Menschen, die betrauert werden.

Wir haben Geschichten von Betroffenen gewählt, die uns betreffen und berühren, weil sie zeigen wie nah Leben und Tod beieinander stehen, und dazwischen ein Haufen Leben und Liebe.